Das biblische Buch „Apostelgeschichte“
Das fünfte Buch des Neuen Testaments wird alternative auch
als Die Apostelgeschichte des Lukas
beziehungsweise als Die Taten der Apostel
tituliert. Einigermaßen unstrittig ist, dass es sich beim Verfasser um die
gleiche Person handelt, die auch das Lukas-Evangelium schrieb. Darauf nimmt der
einleitende Text selbst Bezug.
Der Aufbau
der Apostelgeschichte
Der Bericht beginnt nach der Einleitung mit dem
Aufgreifen der letzten Berichte aus dem Lukas-Evangelium. Zunächst wird die
Zeit nach Christi Auferstehung in Kurzform zusammengefasst. Die Schlussszene
des Lukas-Evangeliums hingegen, Christi Himmelfahrt, wird hier ausführlicher
dargestellt und bildet den nahtlosen Einstieg in die Apostelgeschichte. Deren
viele Episoden lassen sich grob in drei Bereiche unterteilen:
- Zunächst wird die Transformation der Nachfolger
Christi zu einer (noch innerjüdischen) Glaubensgemeinschaft dargestellt.
Theologische (und aufgrund des schnellen Wachstums auch organisatorische
Aspekte) werden beleuchtet. Dieser erste Teil der Apostelgeschichte ereignet
sich beinahe ausschließlich in Jerusalem. Als Hauptpersonen werden hierbei
Petrus und Johannes dargestellt, die beiden Jünger, die Christus am nächsten
standen.
- Die einsetzende Christenverfolgung, deren deutlichstes
Kennzeichen die Steinigung des Diakons Stephanus ist, bewirkt eine Fluchtwelle
unter den Gläubigen. Paradoxerweise bewirkt dieser Versuch der Auslöschung des
neuen Glaubens, dass die christliche Lehre nun auch andere Teile des Nahen
Ostens erreicht – mit erheblichen Missionserfolgen. Dennoch bleibt Jerusalem
das Zentrum der jungen Urgemeinden. Auch in diesen Berichten tritt Petrus als
Hauptperson auf. Zu lesen ist aber auch von den Taten des Philippus sowie von
der Bekehrung eines Mannes, der später aufgrund seiner Intelligenz, Bildung,
Rhetorik und Einsatzfreude zum wahrscheinlich erfolgreichsten Förderer des
Christentums wird: Der junge Saulus ist zunächst ein eifriger und erfolgreicher
Verfolger der Christen, erlebt aber bald eine dramatische Bekehrung und nennt
sich fortan Paulus.
- Der dritte Teil der Apostelgeschichte, ungefähr ab
Kapitel 13, berichtet fast ausschließlich über die Taten und Erlebnisse dieses
Paulus. Seine drei Missionsreisen werden ausführlich geschildert. Ab Kapitel
16,10 wechselt der Bericht gelegentlich in die Wir-Form, was impliziert, dass
der Verfasser selbst dabei war. Dennoch ist der theologische Schwerpunkt in
Jerusalem angesiedelt. Hier kommt es zu weitreichenden Entscheidungen der
Apostel: Der bis dahin theologisch eher im Judentum verwurzelte Glauben öffnet
sich für eine Mission unter den so genannten Heiden. Ohne diese Entwicklung
wäre das junge Christentum vermutlich lediglich eine Art jüdische Sekte
geblieben.


Für bislang Bibelunkundige dürfte überraschend sein,
dass die Apostelgeschichte kurz vor Einsetzen der Verfolgung unter Nero endet.
Entgegen kirchlicher Überlieferung berichtet die Bibel somit nichts über das
Quo-vadis-Erlebnis oder über das Ende von Petrus und Paulus. Es wird daher
davon ausgegangen, dass dieses biblische Buch bereits vor der neronischen
Christenverfolgung geschrieben wurde.