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Das Christentum und die biblischen Positionen zur Sexualität

Sexuelle Verfehlungen gibt es in allen Lebensbereichen. Lehrer, Trainer oder Eltern vergreifen sich an Minderjährigen. Vorgesetzte versprechen Karrieresprünge für ein gelegentliches Schäferstündchen, und bekannten Persönlichkeiten wird plötzlich der Kontakt zum Rotlichtmilieu nachgewiesen. Doch richtig hohe Wellen schlagen solche „Skandale“ erst, sobald Kirchenmitarbeiter darin involviert sind. Auf den Titelseiten der rechtschaffen entrüsteten Boulevardpresse finden solche Fälle dann garantiert ihren Niederschlag, gefolgt vom Nacktfoto des Tages...

Das öffentliche Bild von christlicher Sexualität

Dieser Umstand hängt vermutlich mit der Vorstellung vieler Atheisten vom christlichen Weltbild zusammen. Kirchen gelten als moralische Instanz. Die biblische Glaubenslehre wird zudem auch oft pauschal als spaßfeindliche Sammlung von Verboten angesehen. Umso peinlicher (und medial interessanter) erscheint demzufolge ein entsprechender Fehltritt, frei nach dem Motto: „Das Christentum kann die eigenen Wertemaßstäbe nicht einhalten!“ Ein Blick in die Bibel allerdings offenbart Sichtweisen zur Sexualität, die mit solch verlogener Prüderie oder Verklemmtheit herzlich wenig zu tun haben.

Das Hohelied der Liebe

Den deutlichsten Beweis für einen offenen Umgang der Bibel mit Sexualität liefert vermutlich das sogenannte Hohelied. Als Verfasser dieses alttestamentlichen Buches wird König Salomo angesehen. Er beschreibt mit typisch orientalischer Poesie ergreifende Liebesgefühle zwischen sich und seiner Braut. Zwar wird dieses Buch gern geistlich als Sinnbild für das Verhältnis Gott – Mensch gedeutet. Doch Salomo äußerst sich auch ganz deutlich zu körperlichen Attributen: „Die Rundung deiner Hüfte ist wie ein Halsgeschmeide... Dein Schoß ist wie ein runder Becher... Deine beiden Brüste gleichen Zwillingen....“ (Kapitel 7, Verse 2-4). Dergleichen Aussagen durchziehen das ganze Buch. Sexualität wird offenbar nicht als eine schamhaft ausgeübte Fortpflanzungstätigkeit begriffen, sondern als ein göttliches Geschenk, welches in vollem Umfang genossen werden darf.

Biblische Maßstäbe für das Sexualleben

Die Geschichte des Salomo zeigt an anderen Stellen der Bibel jedoch auch, wohin die Überbewertung sexueller Erfüllung führen kann: Im Harem des Königs lebten rund 1000 Frauen aus allen Teilen der damals bekannten Welt. Ihnen zuliebe traf der König verhängnisvolle Entscheidungen, die das Reich an den Rand des wirtschaftlichen und politischen Untergangs brachten.

Deshalb weisen viele biblische Bücher klare Verhaltensregeln im Umgang mit der Sexualität auf. Dies hat nichts mit überkommener Moral oder Prüderie zu tun. Wenn etwa Hurerei oder ständig wechselnde Partnerschaften untersagt sind, dann sollen die Menschen dadurch lediglich vor seelischen Verletzungen, Ausbeutung, Krankheiten und anderen negativen Folgen bewahrt werden.

Diese moralischen Maßstäbe kommen nicht allein als klare Verbote, sondern auch in Form von Ratschlägen zur Sprache. So enthält beispielsweise das Alte Testament das Buch der Sprüche, eine Sammlung von Lebensweisheiten. Darin wird unter anderem auch vor dem kurzlebigen Reiz sexueller Abenteuer gewarnt, die schließlich doch nur bittere Auswirkungen nach sich ziehen.

Fehlverhalten wird nicht verschwiegen

Auch in biblischer Zeit gab es natürlich Verstöße gegen göttliche Wertemaßstäbe. Die Heilige Schrift verschweigt dies nicht. Im Gegenteil: Praktiken wie Inzucht, Vielweiberei, Homosexualität oder Vergewaltigung werden samt Ursachen und Folgen beim Namen genannt. Selbst die großen Helden des Alten Testaments wie David, Abraham oder Jakob werden dem Leser nicht als fehlerfreie Lichtgestalten präsentiert. Sie trafen auf sexuellem Gebiet ebenfalls fatale Fehlentscheidungen und hatten unter den Folgen zu leiden. Dabei zeigt sich, dass anfänglich harmlos erscheinende Tabubrüche katastrophal enden können, beispielsweise an der Geschichte von Lot und seiner Familie (1. Mose, Kapitel 13 und 19).

Biblische Aussagen ohne scheinheilige Moral

Eine interessante Begebenheit erzählt auch das Neue Testament: Eines Tages brachten die geistlichen Würdenträger der Juden eine Ehebrecherin zu Jesus. Auf Untreue stand damals die Todesstrafe durch Steinigung. Jesus jedoch ließ die selbstgerechten Moralapostel erstaunlich schnell verstummen. Er sagte nur: "Wer von euch ohne Sünde ist, der soll den ersten Stein werfen." Daraufhin zerstreute sich die Menge.

Wie konnte Jesus eigentlich so sicher sein, dass wirklich niemand den ersten Stein werfen würde? Vermutlich wusste er, dass die Ankläger hinter ihrer scheinheiligen Fassade (zumindest gedanklich) ebenfalls Ehebrecher waren. Gleichzeitig gab Jesus jedoch auch der Frau keinen Freibrief, gegen göttliche Gebote zu verstoßen. Er schickte sie mit der Aufforderung weg, in Zukunft nicht wieder zu sündigen. Durch diese Episode wird klar: Hinsichtlich des Sexuallebens haben christliche Werte nichts mit scheinheiliger Prüderie zu tun. Falsche Moral wird ebenso abgelehnt wie das ungehemmte und verantwortungslose Ausleben sexueller Möglichkeiten.

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