Die Chronik-Bücher
Im hebräischen Urtext sind die biblischen Bücher 1. Chronik und 2. Chronik ein zusammenhängendes Werk. Ihr Titel geht auf den Kirchenvater Hieronymus zurück. Die Septuaginta, die früheste vollständige Bibelübersetzung ins Altgriechische, bezeichnet beide Schriften als „Ergänzungen“. Tatsächlich enthalten die Chronik-Bücher nicht viel neue Informationen. Sie berichten ausschließlich über Zeiten, welche bereits von den vorangegangenen Bibelteilen beschrieben wurden. Vor allem zu den Samuel-Büchern und den Büchern der Könige gibt es viele Parallelberichte. Einige Begebenheiten finden sich allerdings ausschließlich in den Chronik-Büchern. Insofern ist die ursprüngliche Bezeichnung als „Ergänzungen“ recht zutreffend.
Die Verfasserschaft der Chronik-Bücher ist nicht mit Sicherheit feststellbar. Am ehesten kommt der spätere geistliche Führer Esra in Frage. Das nach ihm benannte Buch im Alten Testament folgt auf die Chronik-Bücher, weist stilistische Parallelen zu diesen auf und setzt deren Erzählung fort.
Auch inhaltliche Merkmale stützen diese These: Esra war ein Mann, der unter den aus der babylonischen Gefangenschaft zurückgekehrten Juden den Tempeldienst und andere jüdische Glaubensaspekte wieder in ihrer reinen Form einführte. Das zweite Buch Chronik wiederum berichtet fast ausschließlich vom jüdisch besiedelten Südreich, wo sich auch der Tempel befand…
Die spätere Unterteilung der Chronik in zwei Bücher fand inhaltlich nahezu parallel zur Struktur der Könige-Bücher statt – am Lebensende des großen Königs David. Das erste Chronik-Buch startet mit einer Reihe von Ahnentafeln, beginnend bei Adam, dem ersten Menschen. Die dann folgenden Geschlechtsregister sind allerdings nicht streng chronologisch angeordnet. Der wirkliche Bericht beginnt dann schließlich mit der Einführung des Königtums in Israel und endet mit dem Tod Davids.
Bereits im ersten Buch Chronik entdeckt der informierte Bibelleser eine deutliche Gewichtung auf Personen und Ereignisse, welche für Geschichte und Selbstverständnis des späteren Südreiches Juda von Bedeutung sind. Im zweiten Buch Chronik wird dann nach der Reichsteilung nur noch die Geschichte des Südreiches Juda dargelegt. Das größere, aber „abgespaltene“ Nordreich Israel findet hingegen keine Erwähnung mehr. Insgesamt legen die Chronik-Bücher trotz ihrer heutigen Bezeichnung also mehr Wert auf geistliche und heilsgeschichtliche Aspekte.