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Das Buch Esra

Die bis zu dieser Stelle weitgehend chronologisch angeordneten Erzählungen der Bibel werden zwar auch im Buch Esra fortgesetzt. Beim genaueren Bibelstudium sowie beim Lesen späterer Teile des Alten Testaments wird jedoch deutlich, dass dieser Bericht nach einer Zeitlücke von mindestens 70 Jahren einsetzt. Der Namensgeber des Buches selbst lebte sogar noch weitere rund 80 Jahre später. Die von ihm berichteten Ereignissen hat Esra somit nicht alle als Augenzeuge miterlebt.

Zudem ist die Verfasserschaft des Namensgebers nicht unumstritten. Allgemein wird aber angenommen, dass er zumindest Teile des Buches selbst schrieb. Weitere, überlieferte Schriftstücke hat Esra vermutlich gesammelt und alles schließlich zu einem kompletten Bericht zusammengefasst. Esra gilt traditionell als Verfasser zahlreicher Psalmen, Begründer der Synagoge sowie Herausgeber vieler alttestamentlicher Schriften. In den hebräischen Schriften bilden die Bücher Esra und Nehemia eine Einheit.

Die Hauptperson des Buches war ein jüdischer Schriftgelehrter aus priesterlichem Geschlecht. Er entstammte den Nachkommen der Juden, welche einst in die babylonische Gefangenschaft weggeführt wurden. Teile dieser Volksgruppe kehrten später unter persischer Herrschaft nach und nach zurück. Jerusalem und der Tempel wurden neu errichtet. Dabei gab es zahlreiche Hindernisse und Rückschläge praktischer wie religiöser Natur. In die Spätphase dieser Epoche fällt das Wirken Esras, der den Tempeldienst wieder einführte. Zudem vollzog er soziale sowie geistliche Reformen und belebte das Schriftstudium neu (siehe Nehemia 8).

Es liegt in der Natur der Sache, dass Reformen nicht nur Freude auslösen.  Auch am Ende des Buches Esra wird ein Vorgehen beschrieben, welches auf heutige Leser befremdlich wirkt: Einige Juden waren Mischehen eingegangen, was nach den mosaischen Gesetzen weitgehend ausgeschlossen war. Als diese Gesetze durch Esras Verkündigungen wieder prägenden Charakter für die Gesellschaft bekamen, ergab sich somit ein Problem. Obwohl den Betreffenden vorher vielleicht gar nicht klar war, dass sie einen Gesetzesverstoß begangen hatten, kam es nun zu massenhaften Eheauflösungen. Esra scheint diese Entwicklung befördert zu haben. Die fremden Frauen wurden mitsamt ihren Kindern abgesondert. Nur wenige Männer widersetzten sich diesen Maßnahmen und büßten im Gegenzug wahrscheinlich ihr gesamtes Vermögen ein.

Auf moderne Leser mit humanistischem Weltbild mag dies unmenschlich und erzwungen wirken. Ein bisschen hat der Textzusammenhang auch Anklänge an die heutigen Befürchtungen vor Überfremdung. Dennoch sollte unbedingt bedacht werden:

  • Die Bibel sagt nicht, dass die fremden Frauen und Kinder auch vertrieben wurden. Es ging wohl mehr um die Auflösung geistlich fragwürdiger Verbindungen.
  • Im Kontext der damaligen Zeit wirkte eine solche Maßnahme vermutlich weniger drastisch als heute.
  • Letztendlich bewertet die Bibel dieses Vorgehen nicht. Sie berichtet lediglich darüber, was Menschen im Namen Gottes (und im guten Glauben an die Richtigkeit ihres Handelns) getan haben.

 

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