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Das Buch Hiob: Wenn es Gott gibt, warum lässt er dann Unglück zu?

Das Buch Hiob im Alten Testament der Bibel ist angesichts ungerechtfertigten Leids eine Herausforderung für alle Christen. Doch es enthält auch Antworten...

Es ist die Standardargumentation aller Atheisten, die sich mit den Botschaften der verschiedenen Weltreligionen gar nicht erst auseinandersetzen wollen: „Wenn es einen liebenden Gott gäbe, würde er Leid nicht zulassen. Anderenfalls wäre er ein böser Gott, den man erst recht nicht anbeten sollte...“

Während einige Religionen das Auf und Ab des Lebens mit einem System aus Belohnung und Strafe zu erklären versuchen, gibt die christliche Bibel eine überraschend andere Antwort: Das Buch Hiob.

Indizien und Vermutungen um Hiob

Das Buch Hiob befindet sich im Alten Testament der Bibel und zählt zur sogenannten Weisheitsliteratur. Auch die religiösen Schriften des Judentums und des Islams enthalten Aussagen zu Hiob. Die Entstehung des Buches und sogar die Person Hiob selbst lassen aufgrund ungesicherter Forschungsergebnisse viel Spielraum für Spekulationen. Bisweilen wird das Hiob-Buch für den ältesten Bestandteil der Bibel gehalten. Der jüdische Talmud weist sogar auf Mose als Verfasser hin. Populärer ist allerdings die Annahme, dass zumindest die Niederschrift der Hiob-Geschichte aus dem 5. Jahrhundert vor Christus stammt. Darauf lassen die spärlichen Hinweise anderer Bibelstellen sowie einige sprachliche Besonderheiten schließen. Literaturkritiker wiederum halten das Buch Hiob für eine volkstümliche Erzählung, deren klarer und stringenter Aufbau poetisch von später hinzugefügten Einschüben unterbrochen wird.

Eines ist trotz aller Unklarheiten jedoch sicher: Hiobs Geschichte fasziniert so sehr, dass daraus sogar das geflügelte Wort Hiobsbotschaft entstand.

Hiobs Geschichte

Die Bibel berichtet, dass Hiob ein frommer und wohlhabender Mann gewesen sei. Er war Gott treu, hatte wirtschaftlichen Erfolg und konnte sich über familiäres Glück freuen. Satan, der Gegenspieler Gottes, will jedoch beweisen, dass Hiob nur deshalb fromm ist, weil es ihm so gut geht. Innerhalb kürzester Zeit vernichtet er deshalb alle Glücksfaktoren im Leben des nichtsahnenden Hiob:

*Räuber erschlagen seine Knechte und stehlen das Weidevieh.

*Andere Tiere kommen samt ihren Hirten bei einem Unwetter ums Leben.

*Kriegerische Truppen überfallen Hiobs Kamelherden und töten die Treiber.

*Schließlich sterben sogar noch sämtliche Kinder Hiobs, als während einer Feier ein Haus einstürzt.

Hiob trauert und ist bestürzt, doch er sagt trotzdem: „Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen. Der Name des Herrn sei gelobt.“ (Kapitel 1, 21)

Neues Leid und Hiobs Versuchung

Satan behauptet daraufhin gegenüber Gott, dass Hiob nur deshalb fromm ist, weil er selbst noch unversehrt ist. Zum Beweis schlägt er den unglücklich gewordenen Mann mit einer Krankheit, die schlimme Geschwüre verursacht. Damit ist Hiob gesellschaftlich ausgegrenzt. Sogar seine Frau wendet sich von ihm ab und fordert: „Verfluche Gott und stirb!“ Hiob geht darauf nicht ein und bleibt standhaft. Er hockt fortan allein gelassen im Straßendreck und bejammert sein Schicksal. Da erhält er plötzlich Besuch.

Diskussionen unter Freunden

Drei Freunde Hiobs haben von dessen Unglück gehört und besuchen ihn. Vor Entsetzen und Trauer schweigen die vier Männer eine Woche lang. Dann beginnt die Zeit der Diskussionen. Die folgenden Kapitel des Buches geben daher vor allem eine Reihe langer Reden wieder. Hiob klagt über sein ungerechtes Schicksal. Seine Freunde hingegen vermuten wortreich, dass er mit einer (ihm vielleicht unbewussten) Sünde Gottes Zorn erregt haben könnte. Auch ein weiser Mann, welcher sich als Vierter zu der Gesprächsrunde gesellt, vertritt einen ähnlichen Standpunkt. Sogar Hiob selbst sieht einen Zusammenhang zwischen Unglück und Fehlverhalten, streitet aber entschieden ab, etwas falsch gemacht zu haben. So diskutieren letztendlich fünf Leute über ein Thema, bei dem sie der gleichen Meinung sind: Unglück ist Strafe Gottes. Nach scheinbar endlosen Diskussionen meldet sich Gott schließlich selbst zu Wort.

Gottes Antwort an die Menschen

Aus einem Gewittersturm heraus vernehmen die Männer mehrmals Gottes Stimme. Erstaunlicherweise erscheint die Antwort des Allmächtigen zunächst wenig hilfreich. Einerseits tadelt er die drei Freunde wegen ihrer Vorwürfe gegen den Unglücklichen, denn dieser hat sein Schicksal tatsächlich nicht verschuldet. Doch auch Hiob selbst wird zurechtgewiesen.

Gott konfrontiert Hiob mit einem endlos wirkenden Fragenkatalog. Jeder einzelne Satz beweist: Gott ist der Schöpfer, hat alle Macht und weiß alles. Der Mensch hingegen ist vergleichsweise unwissend. Er kann daher nicht mit Gott über die Gründe für Glück oder Unglück rechten.

Die Kernaussage des Buches Hiob

Diese verbale Abfertigung erscheint auf den ersten Blick ungerecht. Der tiefere Sinn dahinter ist jedoch, dass Unglück eben keine „Rache“ Gottes für diverse Verfehlungen darstellt. Vielmehr sind Schicksalsschläge fester Bestandteil einer sündigen, unvollkommenen Welt und können jeden treffen. Hiobs Geschichte findet daher auch ein versöhnliches Ende. Die erlittenen Verluste schmerzen natürlich weiterhin. Doch Hiob wird wieder gesund, erfährt erneut gesellschaftliche Achtung und kann seinen ursprünglichen Reichtum sogar verdoppeln. Noch einmal wird er Vater vieler Kinder, so dass der biblische Bericht über ihn mit den Worten schließt: „Und Hiob lebte danach noch 140 Jahre und sah Kinder und Kindeskinder bis in das vierte Glied. Und Hiob starb alt und lebenssatt.“

 

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