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Das Buch Hosea

Das Ende des Alten Testaments der Bibel bilden die sogenannten zwölf kleinen Propheten. Das Attribut „klein“ bezieht sich dabei allerdings nicht auf die Körpergröße oder die Bedeutung ihrer Prophetie. Vergleichsweise klein ist lediglich der Umfang der jeweiligen Botschaften, welche sich oft mit einem einmaligen Umstand befassten. Die nur bedingt chronologische Reihenfolge der „kleinen Propheten“ beginnt mit einem Mann namens Hosea.

Hosea und seine Zeit

Das öffentliche Auftreten Hoseas, dessen Name soviel wie Er (Der Herr) ist Rettung bedeutet, wird in der Regel auf die Jahre 750 bis 725 v. Chr. datiert. Er stammt als einziger der zwölf kleinen Propheten aus Israel, dem größeren Gebiet des seit ungefähr 926 v. Chr. zweigeteilten Landes. Im genannten Zeitraum erlebte dieses sogenannte Nordreich eine Phase relativen Wohlstands und Friedens sowie eine Kultur des Götzendienstes. Zugleich verschärften sich die sozialen Gegensätze. Gefahr zeichnete sich schließlich ab, als das Königreich eine fatale Außenpolitik wechselnder Bündnisse mit dem angrenzenden Syrien, dem Bruderstaat Juda sowie den Großmächten Ägypten und Assyrien betrieb.

Einige Verse des Hosea-Buches lassen darauf schließen, dass der Prophet  als solcher im Volk zwar anerkannt war, die Mehrzahl der Menschen ihn aber eher belächelte. Vielleicht lag dies auch an seiner familiären Situation, die für einen Mann Gottes doch reichlich exotisch erschien:

Die Botschaften des Hosea

Auf Befehl Gottes heiratete der Prophet eine Hure namens Gomer, welche ihm drei Kinder gebar. Hosea gab ihnen symbolträchtige Namen. Den ältesten Sohn nannte er „Jesreel“, in Anspielung auf ein blutiges Ereignis in der Jesreel-Ebene. Die danach geborene Tochter hingegen erhielt den Namen „Die Unbegnadigte“. Der jüngere Sohn wurde schließlich „Nicht mein Volk“ genannt. Damit wollte Hosea den religiös-moralischen Zustand des Königreichs aufzeigen, welches sich durch die Hinwendung zu anderen Göttern wie eine Hure verhielt. Die seltsamen Namen der Kinder wiederum sollten die durch den Götzendienst erzeugte Trennung zwischen Gott und seinem auserwählten Volk verdeutlichen.

Später nimmt sich Hosea erneut eine ehebrecherische Frau. Da er sie kauft, könnte diese infolge einer Verschuldung in Sklaverei geraten sein. Unklar bleibt, ob es sich dabei um die rückfällig gewordene Gomer handelt. Das verwendete Wort Hure deutet nicht unbedingt auf gewerbliche Prostitution hin. Es kann auch eine leichtlebige Frau bezeichnen oder eine Hure, die sich aus religiös-kultischen Gründen prostituiert. Auf Gottes Geheiß hin enthält sich Hosea nun aber jeglicher sexueller Kontakte zu dieser Frau. Er deutet damit an, dass Gott sein untreues Volk zwar nicht aufgibt und es schließlich erlöst (freikauft). Die selbst verschuldeten Folgen der Sünde muss es aber trotzdem tragen. Hoseas zweite Botschaft besteht aus mehreren Gerichtsprophetien und Bußreden. Sie enthalten gleichermaßen die Ankündigung vom Untergang des Reiches sowie die Hoffnung auf einen Neubeginn der gesamten Nation, also einschließlich des südlichen Bruderstaates Juda.

Das biblische Buch Hosea

Insgesamt schlägt Hosea einen angesichts seiner Gerichtsbotschaft vergleichsweise milden Ton an. Er kennzeichnet die Beziehung Gott – Mensch als Partnerschaft und wirbt einfühlsam für eine Rückkehr des Volkes zu seinem „verlassenen Ehemann“. Dabei legt der Prophet die Folgen von Umkehr (Erneuerung der Beziehung) und Starrsinn (Versklavung sowie Zusammenbruch des Reiches) dar.

Der Hosea-Text liest sich allerdings nicht sehr flüssig und erscheint schwer verständlich. Die thematische Stringenz erschließt sich dem Leser nur bei Kenntnis der gesellschaftlichen, politischen und religiösen Hintergründe. Die Vermutung liegt daher nahe, dass Hosea seine Worte nicht selbst für die Nachwelt aufschrieb. Möglicherweise notierten Anhänger des Propheten dessen Reden und überarbeiteten sie mehrfach, jedoch hauptsächlich als Botschaft an die Menschen ihrer Zeit. Als sich mit der endgültigen Vernichtung des Nordreiches durch die Assyrer im Jahr 722 v. Chr. Hoseas Prophezeiungen zu erfüllen begannen, könnte Flüchtlinge die Aufzeichnungen ins benachbarte Juda mitgenommen haben. Immerhin enthalten Hoseas Visionen auch hoffnungsvolle Worte für die Zeit nach dem Strafgericht. Im übertragenen Sinne steht Hoseas Botschaft aber auch für den Freikauf der sündigen Menschheit durch Christus. Ein Beleg dafür sind die häufigen Verweise neutestamentlicher Texte auf das Buch Hosea.



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