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Die biblischen Zehn Gebote und ihre Hintergründe
Die biblischen Texte über den Auszug der Israeliten aus Ägypten sowie ihre Wüstenwanderung erzählen mehr als nur eine spannende Geschichte. Immer wieder wird betont, wie diese entlaufenen Sklaven sich zu einem Volk entwickelten, dessen einzigartiges Merkmal seine Regierungsform war: Gott selbst gab die Befehle, wobei bereits dieser Monotheismus an sich ein auffälliges Merkmal darstellte. Dieses (nach eigenem Verständnis auserwählte) Volk hatte letztendlich jede Menge Regeln und Vorschriften zu beachten, deren Sinn moderne Wissenschaftler nur erstaunt bestätigen können. Die heute bekannteste Gesetzessammlung der Israeliten sind jedoch zweifelsohne die Zehn Gebote, der sogenannte Dekalog. Sinngemäß und vereinfacht wiedergegeben, lauten diese zehn göttlichen Lebensregeln wie folgt:
Die biblischen Zehn Gebote
(1) Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.
(2) Du sollst Dir kein Götzenbild anfertigen.
(3) Missbrauche nicht Gottes Namen.
(4) Heilige den siebenten Tag der Woche, den Sabbat, indem du ausruhst und nicht arbeitest.
(5) Ehre Vater und Mutter.
(6) Du sollst nicht töten.
(7) Du sollst nicht ehebrechen.
(8) Du sollst nicht stehlen.
(9) Du sollst nicht lügen.
(10) Du sollst nicht das Eigentum deines Nächsten begehren.
Die Struktur des Dekalogs
Diese Gebote stellen keinesfalls eine willkürlich Ansammlung dar, sondern weisen eine bestimmte Struktur auf: Die ersten drei Gebote legen Bestimmungen für die Beziehung zwischen Gott und Mensch fest. Die Gebote fünf bis zehn wiederum regeln das zwischenmenschliche Zusammenleben. Eine Mischform stellt das vierte Gebot dar, welches zur Sabbatheiligung aufruft. Einerseits weist der ausführliche Text in 2. Mose 20, 9-11 auf den göttlichen Ursprung des Sabbats in der Schöpfung hin. Der siebente Wochentag ist somit zunächst ein Gedenktag. Doch auch dem Menschen nützt das Arbeitsverbot am Sabbat, weil er sich dadurch erholen kann. Arbeitsmedizinische Erkenntnisse stützen dies, denn ein echter Ruhetag nach sechs Tagen voller Arbeit oder privater Geschäftigkeit stellt die schonendste Form der Lebens- und Arbeitszeitgestaltung dar.
Die Zehn Gebote und ihre Nachahmer
Im Grunde sind diese zehn klaren Anordnungen also völlig ausreichend für alle Lebenslagen. Erst die detailverliebten Spitzfindigkeiten vieler Generationen bewirkten, dass heutige Gesetzeswerke zu dicken, verschachtelt formulierten Büchern ausarteten.
Allerdings existierten bis in die jüngere Geschichte hinein immer wieder Nachahmungen der Zehn Gebote. So beinhaltet der Koran, dessen Inhalt ja auf jüdischen und christlichen Elementen basiert, ebenfalls die Zehn Gebote, jedoch in abgewandelter Form. Selbst die Jungen Pioniere, eine politische Jugendorganisation der DDR, gaben sich zehn Gebote, welche dem biblischen Vorbild (nicht ohne Hintergedanken) teilweise ähnelten. So lautete eine Vorschrift in Anlehnung an das fünfte Gebot: „Wir Jungpioniere lieben Vater und Mutter.“ Andere Sätze der Jungpionier-Regeln hingegen kopieren die Bibel unauffälliger und nur sehr weitläufig sinnverwandt. Gänzlich ersetzt wurde selbstverständlich der Name Gottes durch Formulierungen wie „Sowjetunion“, „Frieden“ und „DDR“.
Unterschiedliche Zählweisen
Da der biblische Text keine eindeutige Zählweise der Gebote erkennen lässt, interpretieren Kirchen und christliche Religionsgemeinschaften die Nummerierung der Zehn Gebote in leicht abweichender Form. Dies ist allerdings kein banales Problem, sondern begründet teilweise sogar recht unterschiedliche Glaubensansichten.
So fassen etwa katholische und evangelische Kirche die ersten beiden Gebote der obigen Aufzählung zusammen und umgehen dadurch ein theologisches Problem: Das Verbot von Götterbildern würde bedeuten, dass aus den Kirchen beispielsweise alle Darstellungen Gottes (und erst recht der Maria) entfernt werden müssten. Durch die Zusammenfassung der Verse in 2. Mose 20, 2-6 zu einem Gebot ändert sich jedoch der Sinn des Textes: Das Bilderverbot bezieht sich nunmehr ausschließlich auf die Darstellung heidnischer Götzen.
Um dennoch wieder auf die Anzahl von zehn Geboten zu kommen, wandten die alten Kirchenväter übrigens einen weiteren Trick an: Das letzte Gebot wurde einfach aufgeteilt! Nummer neun verbot nun die Gier auf fremden, gegenständlichen Besitz. Nummer zehn untersagte wiederum das Verlangen nach Mensch und Tier im Haushalt des Anderen.