Der Prophet Daniel

Dieses Buch bildet das alttestamentliche Gegenstück zur Offenbarung des Johannes im Neuen Testament. Beide Bücher beschreiben die Endzeit der Weltgeschichte in gewaltigen und rätselhaften Bildern. Daher sind beide biblischen Bücher auch Gegenstand endloser Kontroversen zur richtigen Auslegung. Bei Daniel bilden dabei knifflige Zahlenangaben einen Schwerpunkt.

Aus diesem Grund wird das Buch Daniel zwar als prophetisches Werk eingestuft. Darüber hinaus enthält die erste Hälfte der zwölf Kapitel aber vor allem historische und biografische Angaben. Demnach gehörte Daniel zur frühesten Gruppe der als Geiseln nach Babylon verschleppten Juden. Er kam also als sehr junger Mensch acht bis zehn Jahre vor dem Propheten Hesekiel dort an. Die Gruppe dieser Geiseln aus der jüdischen Oberschicht wurde in Babylon einer vollständigen Umerziehung ausgesetzt. Die jungen Leute erlernten eine neue Sprache und Kultur. Sogar ihre Namen wurden geändert. Unter diesen Bedingungen gelang es Daniel nicht nur, seinen Glauben zu bewahren. Gemeinsam mit einigen Freunden stieg er sogar bis zur höchsten Verwaltungsebene des Reiches auf. Unter mehreren Königen, auch nach dem Untergang des Neubabylonischen Reiches, diente Daniel bis ins hohe Alter in leitenden Positionen. Die bekanntesten Begebenheiten aus dem Leben des Propheten dürften die Geschichte von Daniel in der Löwengrube, die Deutung des Menetekels sowie der Traum des Nebukadnezar sein.

Die Verfasserschaft des Buches Daniel wird nicht eindeutig benannt. Jedoch wechselt der Text ab dem vierten Kapitel mehrfach zwischen einer erzählenden Sichtweise und der Ich-Form.