Der Brief des Apostels Paulus an Titus

Obwohl es sich um ein für biblische Maßstäbe kurzes Schreiben handelt, gewährt der Brief an Titus doch einige interessante Einblicke in die inneren Herausforderungen, mit denen die ersten Christengemeinden zu kämpfen hatten. Die Botschaft an Titus enthält einerseits persönliche Bezugnahmen, andererseits jedoch auch allerhand Ratschläge für das praktische Gemeindeleben.

Paulus empfiehlt Titus, bei den Gemeinden sowohl intern als auch im Verhältnis zur politisch-gesellschaftlichen Umwelt auf ein anständiges und ehrbares Verhalten zu achten. Gute Werke werden als unverzichtbar dargestellt, ohne ihnen eine Erlösungswirkung zuzusprechen. Damit widerlegt der Titusbrief alle so genannten Bibelkritiker, die bis heute einen Gegensatz zwischen paulinischer Lehre (Erlösung durch Gnade) und dem Jakobusbrief (Wichtigkeit der guten Werke) konstruieren möchten. Inmitten dieser Ratschläge wird übrigens ein antikes Sprichwort zitiert: „Die Kreter sind immer Lügner…“

 Die Details zum Titusbrief

In dem Schreiben stellt sich Paulus selbst als der Verfasser vor. Die lange Einleitungsformel weist auf eine auf Respekt und Wohlwollen basierende Verbundenheit mit dem Empfänger Titus hin. Jener war ein wichtiger Mitarbeiter des Apostels und wird in mehreren anderen Büchern des Neuen Testaments genannt: im Galaterbrief, im 2. Korintherbrief sowie im 2. Brief an Timotheus.

Das Schreiben erwähnt zu Beginn, dass Titus auf Kreta zurückgelassen wurde, um das dortige Missionswerk des Paulus zu vollenden. Dies zeugt von viel Vertrauen, denn Titus entstammte keineswegs dem jüdisch-urchristlichen Umfeld. Er war ein so genannter Heidenchrist. Sein kultureller Hintergrund war somit hellenistisch geprägt.

Aus den genannten biblischen Quellen geht hervor, dass Titus im Auftrag des Apostels die Gemeinde in Korinth besuchte. Zeitweise war er auch während der letzten Gefangenschaft des Paulus in Rom zugegen, reiste dann jedoch nach Dalmatien (ungefähr die Ostküste der Adria im heutigen Kroatien) ab. Aus einigen Passagen in den Korintherbriefen leiten manche Bibelausleger zudem ab, dass Titus möglicherweise stärkere charakterliche und administrative Fähigkeiten als Timotheus hatte.

Im Kontext der neutestamentlichen Erwähnungen des Titus ergibt sich, dass jener bei zahlreichen in der Apostelgeschichte berichteten Ereignissen anwesend gewesen sein muss. Dennoch wird Titus dort nicht namentlich genannt. Eine These dazu besagt, Titus sei der Bruder des griechischen Arztes Lukas gewesen, welcher die Apostelgeschichte verfasste und vieles davon persönlich miterlebte. Wenn Lukas also in der Wir-Form schreibt, könnte somit auch Titus gemeint sein. Stichhaltig untermauern lässt sich diese Annahme allerdings nicht.