Die zwölf kleinen Propheten des Alten Testaments: Maleachi

Den Reigen der zwölf kleinen Propheten und zugleich das Alte Testament beschließt ein nur drei Kapitel langes Buch namens Maleachi. Hinter der Botschaft tritt die Identität des Verfassers vollständig zurück. Das Buch mahnt zwar nachdrücklich und beschönigt nichts, es verzichtet dabei aber auf Zornesausbrüche.

Maleachi: Der Prophet und seine Zeit

Über den Verfasser des Buches verrät der Text absolut nichts. Lediglich der Name Maleachi selbst birgt eine Bedeutung, denn er lautet übersetzt „mein Bote“. Da im ersten Vers Gott als Auftraggeber benannt wird, ist Maleachi also Gottes Bote. Es bleibt allerdings offen, ob es sich hierbei um einen wirklichen Namen oder um das Pseudonym des Verfassers handelt.

Die zeitliche Einordnung des Buches ist nur indirekt herauslesbar. Demnach datiert die Forschung Maleachis Wirkungszeit in die Jahre 480 v. Chr. bis 450 v. Chr. Dies lässt sich unter anderem davon ableiten, dass der Tempel sowie ein Fürst (Satrape) erwähnt werden. Beide Merkmale gemeinsam gab es erst nach der Rückkehr aus dem babylonischen Exil sowie der Jahre später erfolgten Neuerrichtung des zerstörten Tempels. Maleachis Wirken ist also im Anschluss an die Propheten Sacharja und Haggai einzuordnen, denen er auch in der Reihenfolge der biblischen Bücher direkt nachfolgt. Da er jedoch auch Missstände benennt, die durch die Gottemänner Esra und Nehemia beseitigt wurden, muss Maleachi noch vor ihnen seine Botschaft verkündigt haben. Daher gilt die o. g. Datierung als wahrscheinlichste These zur Wirkungszeit Maleachis.

Die gesellschaftlichen Umstände zur Zeit Maleachis

In dieser Epoche verteilten sich Identität und Kultur des jüdischen Volkes auf drei große Zentren:

  • Die nach der babylonischen Eroberung mit Jeremia nach Ägypten geflohenen Juden.
  • Die weiterhin im Exil lebenden Nachkommen der nach Babylonien verschleppten Einwohner Jerusalems.
  • Schließlich die Angehörigen der Heimkehrerbewegung nach dem Fall des Neubabylonischen Reiches.

Die Lebensumstände der (im Buch Maleachi angesprochenen) letzten Gruppe waren zu dieser Zeit alles andere als hoffnungsvoll. Zwar gab es durch Tempel und Opferdienst einen religiösen Mittelpunkt. Doch die wieder errichtete Stadt Jerusalem verfügte über keine schützende Mauer. Das Land erholte sich nur schleppend von den bereits rund ein Jahrhundert zurückliegenden Verwüstungen der Babylonier. Es gab Missernten und zeitweise sehr eigennützig gesinnte Statthalter. Von Süden her bedrängte das verwandte Volk der Edomiter die zurückgekehrten Juden. Auch Araber und die auf dem Gebiet des ehemalige Nordreiches Israel ansässigen Samaritaner standen den Juden missgünstig gegenüber. Die Besiedlung des Landes erfolgte daher nur schleppend. Nach der Euphorie der Rückkehr und des Wiederaufbaus setzte nun ein moralischer Verfall ein.

Die Botschaft des Propheten Maleachi

In diese schwere Zeit hinein ergeht Gottes Wort durch Maleachi an die Heimgekehrten. Es wirbt verständnisvoll und kritisierend zugleich für ein Umdenken und eine echte Beziehung . Offenbar hielten Volk und Priesterschaft zwar die religiösen Vorschriften ein (deren Nichtbeachtung das Volk gut einhundert Jahre zuvor erst in diese Lage gebracht hatte). Doch dem biblischen Text entnehmen wir, dass diese Riten und Gebräuche eher eine lustlose Pflichterfüllung darstellten. Man tat viele Dinge offenbar nur, um in dieser schweren Zeit nicht noch mehr Probleme zu bekommen.

Maleachi stellt dieser Auffassung entgegen, dass gerade diese Lustlosigkeit eine Verachtung Gottes darstellt und schlimmer ist, als die gänzliche Unterlassung des Tempeldienstes (Kapitel 1, 10). Doch der Prophet droht kein Strafgericht an, sondern ruft zur geistlichen Umkehr auf. Im dritten Kapitel bezeugt er zudem, dass sich auch in wirtschaftlichen Dingen Gottvertrauen und Gottestreue auswirken. Niemand soll sich von der momentanen Situation täuschen lassen.

Schließlich beinhaltet das Buch Maleachi auch Endzeitverkündigungen, verheißt einen zweiten Elia und weist auf Christus hin. Im Neuen Testament, also mehrere Jahrhunderte später, bestätigen die Verfasser der Evangelien sowie der Apostel Paulus genau diese Verheißungen und ihre Erfüllung. Einige Textpassagen des Buches Maleachi verwendete der Komponist Georg Friedrich Händel übrigens für seinen berühmten „Messias“.

Stilistische und inhaltliche Eigenarten des Buches Maleachi

Mit den kleinen Propheten der vorexilischen Zeit, die das Strafgericht ankündigten, hat das Buch Maleachi den Verweis auf die Mose-Theologie gemein. Als Bindeglied zwischen den beiden Teilen der Bibel weist es jedoch einige Besonderheiten auf. Ungewöhnlich ist beispielsweise das Fehlen einer einleitenden Erklärung zu Person und Auftrag des Propheten. Die Verkündigung ist zudem in einem eigenartigen Dialog-Stil gehalten: „Der Herr spricht... Ihr sprecht“... Maleachis Botschaft enthält zudem trotz aller Kritik einen eher versöhnlichen Unterton. Interessant ist auch die Passage in Kapitel 1,11. Sie zeigt einen Gott des Verständnisses. Maleachi führt hier aus, dass es überall Menschen gibt, die Gott verehren, ohne ihn tatsächlich so zu kennen, wie es die Juden tun. Möglicherweise ist dies als Hinweis auf religiöse Toleranz zu deuten.