Der Zweite Korintherbrief

Der so genannte Zweite Brief des Paulus an die Korinther ist eines der persönlichsten Schriftstücke des Autors im neuen Testament. Fast alle Kapitel sind eine argumentative Auseinandersetzung mit Neidern und Kritikern aus der korinthischen Christengemeinde.

Beide biblischen Korintherbriefe entstanden wahrscheinlich im gleichen Jahr und umrahmen dramatische Ereignisse. Vor allem der Erste Korintherbrief berichtet über sittliche, persönliche und theologische Entgleisungen. Aus einigen Texten des Zweiten Korintherbriefes geht nun hervor, dass die dortige Gemeinde zwar einen deutlichen Selbstreinigungsprozess durchlaufen hat. Dennoch ist das Ansehen des Apostels geschwächt.

Paulus steht nun in seiner Argumentation vor einem Dilemma:

  • Einerseits geißelt er Machtstreben und Egoismus Einzelner, durch welche der Apostel und sein Amt bewusst in Misskredit gebracht werden.
  • Andererseits muss Paulus die eigene Autorität hervorheben, denn nur so kann seine Kritik an anderen wirksam werden.

 Der Apostel löst dieses Problem, indem er versöhnliche, aber auch klarstellende Aussagen trifft: Er zählt zwar die Anzeichen seiner Berufung und seines Apostelamtes auf. Zugleich jedoch legt Paulus die Beweggründe für diesen Dienst ausführlich dar: Die Leidenschaft für Gott und die Liebe zur Gemeinde.

Möglicherweise wurde in diesen bewegten Monaten noch mindestens ein weiterer Brief an die Korinther geschrieben. Auch von einem persönlichen Besuch des Apostels geht man aufgrund einiger Textstellen aus. Die Chronologie wäre demnach:

Unbekannter Brief – Erster Korintherbrief – Besuch des Paulus – unbekannter Brief – Zweiter Korintherbrief.