Das Buch Hesekiel

Der Prophet Hesekiel stellt sich selbst als Verfasser des gleichnamigen Buches vor. Er entstammte einer Priesterfamilie, war verheiratet und besaß ein eigenes Haus. Nach der zweiten Eroberung Jerusalems durch Nebukadnezar gehörte er zu den nach Babylon weggeführten Angehörigen der Oberschicht. Er wurde so zum Prophet der umgesiedelten Juden, während gleichzeitig Jeremia unter den Verbliebenen in Jerusalem weiter wirkte. Die Gerichtsbotschaften beider Propheten in Bezug auf das Schicksal Jerusalems entsprechen einander. Es wird zunächst das Strafgericht über Jerusalem verkündet. Beide Gottesmänner predigen auch gegen falsche Prophetinnen und Propheten. Nach dem Fall der Stadt sprechen Jeremia und Hesekiel in ihrem jeweiligen Wirkungskreis gleichermaßen von Sündenbekenntnis, Bekehrung, Gnade und Neuanfang.

Darüber hinaus kündigt Hesekiel aber auch einigen Nachbarvölkern der Juden das Strafgericht an. Ein weiterer großer Abschnitt dieses biblischen Buches befasst sich mit der Erklärung der künftigen Gottesstadt und ihres Tempels. Diese Angaben haben bereits zu vielerlei Deutungsversuchen geführt. Es ist nicht klar, inwiefern sie wörtlich, sinnbildlich oder als unzulängliche Schilderung einer eigentlich nicht zu beschreibenden Herrlichkeit zu interpretieren sind.  

Hesekiels Visionen, Prophetien und Gleichnisse sind meist schwer zu verstehen. Angeblich dürfen strenggläubigen Juden das Buch daher erst nach Vollendung des 30. Lebensjahres studieren. Die Prophetenworte sind reich an Metaphern und Analogien. An anderen Stellen redet Hesekiel hingegen Klartext, beispielsweise, wenn er die Abkehr von Gott in ziemlich unverblümten Vokabeln mit sexueller Untreue vergleicht. Auch einige verstörende Stellen gibt es. Beispielsweise wird Hesekiel durch Gott verboten, den Tod seiner Frau öffentlich zu betrauern, was für die Zuhörer des Propheten natürlich eine tiefere Bedeutung enthält. Insgesamt ist das Buch Hesekiel somit eine Herausforderung für jeden, der die Bibel ernsthaft studiert.